Als ich noch in meiner Heimatstadt in Hessen gewohnt habe, gehörte meinem Großvater ein Grundstück mit Obstbäumen. Es waren einige Apfelbäume und ein Kirschbaum. Nach seinem Tod, verwilderte das Grundstück langsam, da weder ich noch meine Geschwister viel Zeit hatten, sich darum zu kümmern. Es waren quasi viele herrenlose Obstbäume da.
Nach einigen Jahren kam ich wieder dort vorbei und sah, dass nicht nur dieses Grundstück sondern auch viele umliegende sehr zugewachsen waren. Dies stellte sich bei näherer Betrachtung als wahre Fundgrube heraus:
Neben den Äpfeln fand ich in der Umgebung wilde Mirabellen, Kirschen, Pflaumen und Kirschpflaumen. In etwas weiterer Umgebung fand ich noch Walnüsse, Haselnüsse und Birnen. Auch die Fülle an verschiedenen Sorten der Früchte ist unglaublich. So fand ich auf einem verwilderten Grundstück mindestens vier verschiedene Sorten Mirabellen, auf einem anderen wenigstens drei Sorten Äpfel. Eigentlich war es viel zu viel, um es selber alles zu ernten und zu verbrauchen. Ich musste also Gleichgesinnte finden, die auch gerne Gratisobst hätten.
So bin ich auf die Seite Mundraub.org gestoßen. Auf dieser Seite kann man sich Registrieren und die Fundorte von wilden Früchten eintragen. Auf einer Karte kann man dann schauen, wo welche Früchte wachsen und man sie ernten kann.
Unten in den Beispielen seht ihr einen Teil meiner Entdeckungen, die ich auf der Karte eingetragen habe:
Ich habe hier bewusst nur die Bäume eingetragen, die entweder auf meinem Grundstück stehen oder auf öffentlichem Raum. Denn auch beim Lebensmittel retten gibt es Regeln:
Respektiere Natur & Mensch!
mundräubern basiert auf gesundem Menschenverstand. Die mundraub-Regeln in Kürze:
1. Beachte die Eigentumsrechte.
2. Gehe behutsam mit Baum und Natur um.
3. Teile die Früchte deiner Entdeckungen.
4. Engagiere dich bei der Pflege von Obstbäumen.
Die Regeln im Detail findet ihr hier.
Was gibt es außer herrenloser Obstbäume?
Außer herrenlose Obstbäume kann man auf der Karte auch noch Wildkräuter und Büsche mit Beeren finden bzw. eintragen. Ich habe dank der Karte schon wunderbaren Bärlauch gefunden und daraus ein köstliches Bärlauch Pesto gemacht. Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig. Wer gerne Einkocht oder Wildkräuter isst, wird hier mit Sicherheit auf seine Kosten kommen.
Die Seite ist übrigens eine Non-Profit Seite und die Community wächst stetig. So werden auch immer mehr Bäume und Pflanzen eingetragen.
Was sind die Vorteile von gesammeltem Obst und Kräutern?
Die Vorteile der selbst gesammelten Nahrung sind vielfältig.
Man setzt an erster Stelle ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung. Das Obst würde ja sonst auf den Boden fallen und vergammeln. Dort dient es aber wenigstens Tieren noch als Nahrungsquelle.
Es ist zum einen eigentlich immer Bio Obst, da die Früchte auf verwilderten Grundstücken nicht gespritzt werden. Alleine Dafür würde man im Supermarkt viel Geld ausgeben. Zudem sind die wilden Sorten oft noch gesünder als die gezüchteten aus dem Supermarkt. Sie enthalten meist mehr Vitamine. Das Obst ist noch dazu immer frisch!
Ein weiterer, für mich wesentlicher Vorteil ist, dass es ja immer unverpackt ist, also Zero Waste. Natürlich gibt es auch keine Lieferketten oder Kühlketten, die die Umwelt belasten. Wenn ihr nicht gerade mit dem Auto auf die Jagt nach Obst geht, sind die Sachen CO2 neutral.
Unterm Strich spart man also Energie, da weder Herstellung noch Transport und Lagerung Energie verbrauchen. Man spart Wasser, da für die Herstellung auch nichts bewässert wird und man spart Müll, da ja nichts verpackt am Baum wächst.
Und zu guter Letzt, sind die Sachen natürlich kostenlos. Ich habe einmal über 4 Monate kein oder nur sehr wenig Obst kaufen müssen, weil ich alles gesammelt habe. Das spart richtig viel Geld, was man dann wieder in andere Projekte investieren kann. Bei der Verarbeitung der gesammelten Lebensmittel sind eurer Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Für mich stehen hier beide Ampeln eindeutig auf grün, da die Seite sehr hilft herrenlose Obstbäume zu finden. Das hilft auch der Umwelt und schont gleichzeitig den Geldbeutel.